"Kinder haben mehr Freiheit als in den USA" (2024)

Rickey Paulding ist eine lebende Legende. Der US-Amerikaner spielt seit 13 Jahren in der Basketball-Bundesliga, immer für die EWE Baskets Oldenburg. Im Interview mit n-tv.de spricht der 36-Jährige über die Vorzüge des Familienlebens in Deutschland, wo sich seine drei Kinder zu Hause fühlen. Außerdem verrät der achtfache BBL-Allstar vor dem Saisonstart seinen Meisterschaftsfavoriten, was die deutsche Liga für ihn so besonders macht und was er sich mit Blick aufs Karriereende von Dirk Nowitzki abschaut.

n-tv.de: Herr Paulding, Sie spielen seit 16 Jahren professionell Basketball in Europa. Wie für viele US-Amerikaner geht es auch für Sie nach Saisonende zurück in die Heimat. Was ist das Erste, was Sie dort über das Leben in Deutschland erzählen?

Rickey Paulding

Geboren am 23. Oktober 1982 in Detroit/USA. Der 1,96 Meter große Flügelspieler läuft seit 2007 für die EWE Baskets Oldenburg auf und kommt vor dem Start der Saison 2019/2020 auf 484 Spiele in der Basketball-Bundesliga.

Mit den Niedersachsen gewann er 2009 die deutsche Meisterschaft und erhielt die Auszeichnung als wertvollster Spieler der Finalserie, 2013 und 2017 erreichte er mit Oldenburg das Finale. 2015 gelang der Sieg im Pokal.

Achtmal nahm der 36-Jährige am Allstar-Game der BBL teil. 2009, 2017 und 2018 wurde Paulding per Fan-Abstimmung zum beliebtesten Spieler der Bundesliga gewählt.

Rickey Paulding: Dass es eine großartige Umgebung ist, wenn die Familie mit dabei ist. Meine drei Kinder können sich in Deutschland frei bewegen, sie sind viel mit dem Fahrrad unterwegs. Sie genießen mehr Freiheit als in den USA. Das ist meist das erste, über das wir sprechen, wenn wir gefragt werden, warum wir schon so lange hier sind. Gerade mit Blick auf die Sicherheit gibt es keinen Ort in den USA, der es mit Oldenburg und Deutschland aufnehmen kann.

Ihre Kinder haben mehr Zeit ihres Lebens in Oldenburg als in den USA verbracht.

Auf jeden Fall. (lacht)

Sie reisen nach Saisonende über den Sommer zurück in Ihre Heimat, in die USA. Für Ihren Nachwuchs ist wahrscheinlich Oldenburg das Zuhause, oder?

Ich denke schon, dass Oldenburg sich für sie nach Zuhause anfühlt. In den USA ist es mehr wie Urlaub. Sie müssen nicht zur Schule, wir unternehmen viel. In Oldenburg haben sie ihren Alltag, gehen zur Schule und zum Sport und zu einer vernünftigen Zeit ins Bett.

Bevor Sie nach Deutschland kamen, haben sie ein Jahr in Israel und zwei Jahre in Frankreich gespielt, davor am College in den USA. Wie groß ist der Unterschied zwischen den USA und Europa, was die Atmosphäre in den Hallen und die Fans angeht?

In Deutschland ist es ähnlich wie am College. Die Hallen haben eine gute Größe, du hörst alle Anfeuerungen und Buhrufe. Viele Klubs haben Fans, die ihr Team wie verrückt anfeuern. Dabei bleibt es aber immer sportlich. Es gab noch nie eine Situation, in der ich das Gefühl hatte, dass es außer Kontrolle gerät. Die Fans sind vielleicht nicht immer die freundlichsten, aber es bleibt immer respektvoll.

Nun, es gibt ja auch durchaus Spiele, da sind Sie nicht besonders freundlich zu ihrem Gegner. Besonders wenn Sie auswärts viele Punkte machen und gewinnen.

(lacht) Das stimmt natürlich. Aber es bleibt immer fair und mit Spielende ist es vorbei. Ich hatte noch nie Sorgen um meine Sicherheit oder die meiner Familie, und das ist leider nicht in allen Ländern so.

Ist das etwas, was die Liga trotz ihres Wachstums bewahren muss? Dass die Hallen nicht zu riesig werden, die Fans nah am Spielfeld bleiben?

Deutsche Meister im Basketball

2008: Alba Berlin
2009: EWE Baskets Oldenburg
2010: Brose Baskets Bamberg
2011: Brose Baskets Bamberg
2012: Brose Baskets Bamberg
2013: Brose Baskets Bamberg
2014: FC Bayern München
2015: Brose Baskets Bamberg
2016: Brose Baskets Bamberg
2017: Brose Bamberg
2018: FC Bayern München
2019: FC Bayern München

Mir gefällt es auf jeden Fall. Wenn du zu Hause spielst, spürst du die Energie der Fans, ihre Unterstützung. Auswärts? Macht es auch Spaß, wenn die ganze Arena gegen dich ist und du sie zum Schweigen bringen kannst. Ich mag diesen direkten Kontakt.

Sie sprechen von Oldenburg als familienfreundlichem Ort, nach den Spielen stürmt oft der Nachwuchs der Spieler aufs Feld, Sie nehmen Ihre Tochter mit auf die Ehrenrunde und auch zu den TV-Interviews. Ist das auch ein Argument für Spieler, nach Oldenburg zu kommen?

Definitiv. Es ist hart für uns Spieler, eine Familie in den USA zu haben, wenn du für den Job zehn Monate im Jahr im Ausland bist. Deshalb ist es wichtig, die Familie mitnehmen zu können und ihnen ein gutes Leben zu bieten. Wenn das dann noch mit der Chance zusammenkommt, bei einem guten Team zu spielen, spricht das viele an. Die EWE Baskets geben sich besonders viel Mühe, dass es nicht nur uns Spielern gut geht, sondern auch für unser Umfeld gesorgt ist.

Ist das etwas, wonach Spieler Sie fragen, wenn sie über einen Wechsel nach Oldenburg nachdenken?

Ja, besonders bei den Jungs, die Familie haben. Die fragen mich dann zum Beispiel, wie es mit der Schule funktioniert. Dann ist es schön, dass wir schon so lange hier sind und unsere Erfahrungen teilen können.

Sie sagen es, Sie sind schon lange dabei. Es ist ihre 13. Spielzeit in der Bundesliga. Sie sind inzwischen 36, werden im Oktober 37 Jahre alt und haben für eine Saison verlängert. Gucken Sie jetzt einfach von Jahr zu Jahr, ob das Aufstehen fürs Training noch Spaß macht?

Ja, schon. Ich muss einfach auf meinen Körper hören und möchte dann nur für eine Zeit zusagen, bei der ich das Gefühl, noch spielen zu können. Da geht es vor allem darum, dass ich mich gut fühle, gucke, wie die Saison läuft und dass ich hoffentlich verletzungsfrei bleibe.

Gibt es etwas, das Sie heute anders machen als mit 25?

Das Wichtigste ist die Erholung. Wenn du jünger bist, kannst du auch mal lange aufbleiben, früh morgens zum Training fahren und trotzdem deine Leistung bringen. Jetzt passe ich auf, dass ich genug Ruhephasen habe, um Verletzungen vorzubeugen.

In diesem Jahr ist die Vorbereitung anders als sonst, Sie und Ihr Team spielen direkt vor dem Saisonstart ein Turnier in China. Wie anstrengend ist so ein Trip kurz dem ersten Spiel?

Das ist schwer zu sagen. Für mich ist es ähnlich, wie wenn ich nach der Saison in die USA fliege - das ist auch eine lange Reise, eine große Zeitdifferenz und der Jetlag macht sich bemerkbar. Gleichzeitig ist es aber auch ein großartiges Erlebnis für uns Spieler und den Klub.

Die Bundesliga hat sich deutlich verändert, seit Sie im Jahr 2007 gewechselt sind. Was ist für Sie der größte Unterschied?

Unser Klub wächst weiter, wir haben seitdem das neue EWE Baskets Club Center und eine neue Halle bekommen. Die Begeisterung rund um das Team wächst. Das macht sich auch dadurch bemerkbar, dass wir mittlerweile ein anderes Level an Spielern davon überzeugen können, zu uns zu wechseln.

Und in der Liga?

Was mir am meisten auffällt, ist, wie eng es in der Liga zugeht. Natürlich gibt es Bayern, Bamberg und Berlin, aber selbst gegen die Teams vom Tabellenende gibt es keine einfachen Siege. Das sind oft knappe Spiele, du kannst überall verlieren. Alle Klubs bemühen sich um gute Spieler, das gefällt mir an der Bundesliga.

Obwohl es in vielen Spielen eng zugeht, hat Bamberg die Liga über Jahre dominiert, gewann zwischen 2010 und 2017 siebenmal die Meisterschaft. Zuletzt setzte sich der FC Bayern Basketball zweimal nacheinander durch - die Münchner investieren massiv in ihr Team, holten zu dieser Saison Greg Monroe direkt aus der NBA. Sind die Bayern der große Favorit?

Sie sind der amtierende Meister und natürlich favorisiert. Sie haben große Namen verpflichtet. Auch Berlin war in den vergangenen Jahren immer stark. Bamberg musste sich nach dem Umbruch neu aufstellen, aber das haben sie gut gemacht. Und jedes Jahr gibt es ein Überraschungsteam, mit dem niemand rechnet. In der letzten Saison war es Vechta (Anm. d. Red.: die als Aufsteiger ins Halbfinale vorstießen). Da wird es spannend, wer in der neuen Saison diese Rolle ausfüllt.

Der Kader der EWE Baskets hat sich grundlegend verändert, was erwarten Sie von der nächsten Saison?

Mit Will Cummings und Frantz Massenat haben wir zwei Schlüsselspieler verloren. Frantz war drei Jahre bei uns, war Publiku*msliebling und wusste genau, wie wir spielen. Will wurde als MVP (Anm. d. Red.: Wertvollster Spieler der Bundesliga) ausgezeichnet und hat eine großartige Saison gespielt. Das macht sich schon bemerkbar, aber der Kern bleibt bestehen mit Rasid Mahalbasic, Nathan Boothe, Philipp Schwethelm und Karsten Tadda. Mit Braydon Hobbs kommt ein Spielmacher aus München zu uns, der immer seinen Nebenmann sucht. Außerdem bringt er Euroleague-Erfahrung mit.

BBL-Saisonstart

Dienstag, 24. September
Ulm - Vechta 84:62 (40:37)
Bayreuth - Bamberg 75:88 (29:47)
Gießen - Crailsheim 92:108 (47:49)

Mittwoch, 25. September
Mitteldeutscher BC - Ludwigsburg (19 Uhr)
Göttingen - Braunschweig (20.30 Uhr)

Donnerstag, 26. September
Oldenburg - Würzburg (20.30 Uhr)

Montag, 30. September
FC Bayern - Hamburg (20.30 Uhr)

Mittwoch, 2. Oktober
Bonn - Frankfurt (19 Uhr)
Berlin - Vechta (20.30 Uhr)

In Anerkennung Ihrer Verdienste hat sich Oldenburg den Spitznamen Pauldingburg gegeben, neben der EWE Arena gibt es ein großes Graffiti mit diesem Schriftzug und einem Bild von Ihnen. Haben Sie schon eine Idee, was nach dem Basketball kommt? Machen Sie es so wie Dirk Nowitzki, der gesagt hat, er fasst für mindestens ein Jahr keinen Basketball an und nutzt die Zeit zum Reisen?

Eine Zeit lang bestimmt. Ich freue mich darauf, einfach mal "nur" Vater und Ehemann zu sein und all die Dinge mitzuerleben, die ich jetzt wegen des Trainings und der Spiele verpasse. Aber mein Herz gehört dem Basketball. Ich kann mir schon vorstellen, mal als Coach zu arbeiten. Die Verbindung nach Oldenburg und den EWE Baskets möchte ich auf jeden Fall aufrechterhalten, vielleicht ergibt sich da ja auch etwas.

Vielleicht ist es auch da wie bei Nowitzki in Dallas. So, dass Sie einfach anrufen in Oldenburg und sagen, dass Sie gerne helfen möchten und die Antwort nur ist: "Klar, komm rüber, wir finden da was."

(lacht) Das wäre großartig, hoffentlich wird es so einfach.

Mit Rickey Paulding sprach Torben Siemer

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